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Starkregen

Starkregenereignisse

Was ist Starkregen?

Unter Starkregen versteht man Niederschlagsereignisse, die große Mengen Regen in kurzer Zeit bringen. Diese sind häufig räumlich sehr begrenzt und schwer vorhersagbar.

Niederschlag wird entweder in Millimetern oder „Liter pro Quadratmeter“ gemessen und angegeben. Beide Einheiten sind identisch. Bei „mm“ spricht man dann von der Niederschlagshöhe. 1 mm Niederschlag entspricht einem Liter pro Quadratmeter. Wichtig ist aber die Angabe, in welcher Zeit dieser Niederschlag gefallen ist. 10 mm über 24 Stunden sind unproblematisch, fällt eine solche Regenmenge allerdings innerhalb von 5 Minuten, wird schon von Starkregen gesprochen.

Laut Definition handelt es sich ab einer Menge von 5 mm innerhalb von 5 Minuten bzw. ab 20 mm in einer Stunde um Starkregen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert Starkregen wie folgt:

  • Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunde (markante Wetterwarnung)
  • Regenmengen > 25 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² in 6 Stunden (Unwetterwarnung)

Siehe hierzu auch die Beschreibungen des Deutschen Wetterdienstes. Es gibt also kurze, sehr heftige Regenereignisse, die typisch für den Sommer sind und häufig mit Gewittern einhergehen und Ereignisse, bei denen über einen längeren Zeitraum sehr viel Regen niedergeht. Beide typischen Ereignisse können aber auch gemeinsam auftreten

Wie entsteht Starkregen und wird durch den Klimawandel alles schlimmer?

Starkregen tritt in den Sommermonaten vor allem bei entsprechenden Gewitterlagen auf. Die warme Luft kann mehr Feuchtigkeit in Form von Wolken aufnehmen. Trifft diese Luft auf kältere Luftschichten, kondensiert das Wasser und ergießt sich auf kleinem Raum. Unwetter sind die Folge.

Zumindest „gefühlt“ nehmen die Starkregenereignisse zu. Sei es, dass man selber betroffen ist oder Berichte in den Medien zunehmen. Statistisch ist die Situation schwer einzuordnen, denn einerseits erfolgt die Wetteraufzeichnung über lange Zeiträume, andererseits treten diese Ereignisse örtlich sehr begrenzt auf. Dennoch schätzt der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Situation so ein:

Extreme Niederschlagsereignisse werden im Klimawandel [in Deutschland] mit hoher Wahrscheinlichkeit stärker werden und häufiger auftreten. (Guido Halbig, DWD Essen, FGM-Symposium 2017)

Es ist zu erwarten, dass die Winter feuchter und, bedingt durch die Klimaerwärmung, insbesondere im Sommer die Niederschläge stärker und häufiger auftreten werden. Wetterextreme werden voraussichtlich zunehmen. Aber auch wenn die Prognosen nicht stimmen und die Ereignisse nicht zunehmen, so ist es von Vorteil, so gut wie möglich vorbereitet zu sein!

Bin ich gefährdet?

Grundsätzlich kann jeder von Starkregenereignissen betroffen sein. Eine besondere Gefährdung besteht, wenn Ihr Haus in der Nähe von Bächen, in Senken und Mulden oder am Hang steht. Bäche – auch kleine, friedliche Rinnsale – können durch die heftigen Regenmengen zu reißenden Gewässern werden, die rasend schnell ausufern und ihre Umgebung überfluten. Häuser in Mulden und Senken können besonders betroffen sein, weil sich das Regenwasser an diesen Tiefpunkten sammelt und aufstaut.

Dabei hängt Ihre Gefährdung nicht nur von der Lage Ihres Hauses ab, sondern auch von dem Gebäude selber. Liegen Kellerräume mit Kanalanschluss unterhalb der Geländeoberfläche oder gibt es einfache Eintrittsmöglichkeiten für an der Oberfläche fließendes Wasser? Schauen Sie sich Ihr Haus genau an und suchen bewusst mögliche Schwachstellen.

Hilfreich können hierbei die von uns erstellten Starkregenkarten für die bebauten Ortsteile Rees, Esserden, Haldern, Haffen, Mehr, Millingen, Empel und Bienen sein, um eine erste Einschätzung Ihrer individuellen Gefährdung zu erhalten. Einen Zugang zum Geoportal erhalten Sie im rechten Bildrand.

Zusätzliche warnen Sie verschiedene Wetter-Apps vor Unwetter. Der Deutsche Wetterdienst stellt z.B. die App „Warnwetter“ kostenlos zur Verfügung, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe die App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App).

Was ist in den Starkregenkarten dargestellt?

Die Karten wurden anhand einer computertechnischen Modellsimulation erstellt. Die Oberfläche des gesamten Reeser Stadtgebietes liegt als digitales Geländemodell in einem Raster von 1m x 1m vor. Auf dieses Geländemodell wurden virtuell die Gebäude aufgestellt, Unterführungen, Tunnel und Rohrdurchlässe wurden berücksichtigt. So wurde ein Geländemodell für die Ortsteile Rees, Esserden, Haffen, Mehr, Haldern,, Bienen, Empel und Millingen erstellt.

Dieses Geländemodell wurde nun flächendeckend mit drei Modellregen „beregnet“:

Wiederkehrzeit: 20 Jahre:  Niederschlagssumme: 34,9 mm innerhalb von 2 Stunden

Wiederkehrzeit: 50 Jahre:  Niederschlagssumme: 40,8 mm innerhalb von 2 Stunden

Wiederkehrzeit: 100 Jahre: Niederschlagssumme: 45,3 mm innerhalb von 2 Stunden

Das Regenwasser sucht sich im Modell nun seinen Weg anhand der Geländeoberfläche, der Gefälle und Steigungen und die Fließwege werden sichtbar.

Berücksichtigt wurde hierbei auch das vorhandene Kanalnetz und andere Gewässer / Gräben. Die Simulation mit einer Kopplung von Oberflächen- und Kanalabfluss bietet den Vorteil, dass die Abflussleistung des Kanalnetzes vollständig berücksichtigt wird. Mit ihr können also über das gesamte Belastungsspektrum aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden.

In verschiedenen Gelb-/Rot und Blautönen ist nun die Wassertiefe, die an der jeweiligen Stelle durch den 100-jährigen Starkregen hervorgerufen wird, sichtbar. Diese Darstellung der Überflutungsgefährdung ermöglicht eine erste Einschätzung der Gefahren und zeigt die Stellen, die einer besonderen Betrachtung bedürfen.

Was zur Statistik noch zu sagen ist…

Grundlage für die Karten waren Regenereignisse, die, statistisch gesehen, alle 20-, 50- oder 100 Jahre auftreten. Es gilt zu beachten, dass es sich bei den Angaben zur Jährlichkeit und daraus resultierende Niederschlagshöhen um statistische Werte handeln, die allenfalls eine Einschätzung ermöglichen, ob ein solches Ereignis häufig oder weniger häufig eintritt. Sie dürfen auf keinen Fall wörtlich genommen werden.

Leider steht zu befürchten, dass diese Ereignisse in nächster Zeit häufiger auftreten und die „Statistik“ neu geschrieben werden muss. Es gibt einige Beispiele von Kommunen, die innerhalb weniger Jahre mehrfach „das Hundertjährige“ zu verzeichnen hatten.

Was kann bei Starkregen passieren und wie kann man sich schützen?

Durch Starkregenereignisse können

  • Kanäle, Regenrinnen und sonstige Entwässerungseinrichtungen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gelangen, vollgefüllt sein und kein Wasser mehr aufnehmen
  • die Wassermassen nur noch unkontrolliert an der Oberfläche abfließen. Es fällt in kurzer Zeit so viel Wasser, das dieses nicht versickern oder in die Kanalisation ablaufen kann und stattdessen auf der Geländeoberfläche abfließt. Insbesondere an Hängen, im Bereich großer Höhenunterschiede tritt das „wild abfließende Wasser“ auf.

Somit sind Grundstücke in der Nähe von Fließgewässern, an Hängen und in Senken besonders gefährdet. Das abfließende Wasser kann leicht in ebenerdige oder unter der Geländeoberkante liegende Räume eindringen. Zutrittsmöglichkeiten sind Kellerfenster, Lichtschächte, ebenerdige Türen oder Kellerabgänge.

Aber auch in tiefliegende Räume ohne Rückstausicherung kann Wasser eindringen - selbst bei weniger starken Niederschlägen. Die öffentlichen Kanäle sind auf eine Vollfüllung ausgelegt, es kommt zu dem sog. „Rückstau“. Daher müssen die Grundstücksentwässerungsanlagen gegen schädliche Folgen von Rückstau durch sachgemäße Installation abgesichert werden.

Betrachtet man das Gebäude kritisch, lassen sich eventuell Zutrittswege und Möglichkeiten, diese zu verhindern, erkennen:

  • Lassen sich ebenerdige Zugänge absichern oder durch Schwellen schützen? Zutrittsmöglichkeiten über Lichtschächte können durch Aufkantungen, Glasbausteine oder druckwasserdichte Fenster entschärft werden. Treppenabgänge in Kellerräume sollten so ausgeführt werden, dass oben am Treppenabgang eine Schwelle installiert und bei der Tür ein Zutritt von Wasser, z.B. durch eine Aufkantung verhindert wird
  • Liegen Entwässerungsanlagen wie Bodenabläufe, Waschbecken, Waschmaschinen, Duschen u.ä. tiefer als die Rückstauebene (höchster Punkt der öffentlichen Verkehrsfläche vor dem Grundstück), so müssen diese dringend gegen Rückstau gesichert werden. Sonst kann es zu unangenehmen Kellerüberflutungen, oder, bei nicht unterkellerten Gebäuden, zu Überflutungen des Erdgeschosses kommen, für die der Grundstückseigentümer dieser Anlage haftet. Gemäß § 13 Abs. (3) der Entwässerungssatzung der Stadt Rees hat jeder Grundstückseigentümer sein Haus gegen Rückstau zu sichern. Dabei sind die technischen Vorschriften (besonders der DIN 1986 Teil - 100 und DIN EN 12056) die der Ausführung und dem Betrieb zu beachten. Doch alleine mit der Installation einer Rückstausicherung ist es nicht getan, sehr wichtig ist es, diese regelmäßig zu warten und auf ihre Funktion zu prüfen, damit sie im Ernstfall ihren Dienst nicht versagt.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Abwasserbehandlungsverband Kalkar-Rees. Wenn notwendig müssen sich die Eigentümer auch fremder / externer Hilfe, z. B. durch Sanitärfachfirmen, Architekten oder Ingenieure, bedienen. Bei kritischen Fällen ist eine private Vorsorge unbedingt erforderlich!

Weitere Hinweise und Anregungen finden Sie auf der Homepage und in dem sehr guten Leitfaden Wassersensibles Planen und Bauen der Stadtentwässerungsbetriebe Köln.

Darüber hinaus hat die Verbraucherzentrale NRW die Broschüre "Alles klar bei Starkregen" veröffentlich.

Zusätzlich kann eine Versicherung helfen. Es empfiehlt sich, den eigenen Versicherungsschutz zu prüfen und sich beraten zu lassen. Eine Elementarschadensversicherung, die die Schäden von Rückstau und Überflutungen durch oberflächlich zufließendes Regenwasser abdeckt, kann schnell ihr Geld wert sein. Doch auch hier gilt: für eine Deckung z.B. bei Rückstau ist es erforderlich, eine funktionierende und regelmäßig gewartete Rückstausicherung eingebaut zu haben.

Verhalten bei Überschwemmungen

Denken Sie in allererster Linie an sich und Ihr Leben!

Betreten Sie keine überfluteten Räume, es besteht Stromschlaggefahr!

Häufig lassen sich Türen oder Fenster gegen den Druck des einströmenden Wassers nicht mehr öffnen.

Gehen oder fahren Sie nicht durch überflutete Unterführungen oder Straßen. Je nach Wassertiefe und Strömungsgeschwindigkeit besteht Lebensgefahr. Sie können nicht erkennen, was sich unter der Wasseroberfläche befindet, ob z.B. Gully- oder Schachtabdeckungen offen sind. Durch den Sog können Personen angesaugt werden.

Bedenken Sie, dass selbst kleine Gewässer blitzschnell über ihre Ufer treten können. Halten Sie sich mit Abstand zum Ufer auf.


Was unternimmt die Stadt Rees?

Der Abwasserbetrieb der Stadt Rees trägt durch die Planung und den gewissenhaften Betrieb des städtischen Kanalnetzes einen wesentlichen Teil zur Überflutungsvorsorge bei. Dazu gehören u. a. der Betrieb von Regenrückhaltebecken und die regelmäßige Wartung und Instandhaltung der Kanalisation. Es ist jedoch bei Starkregenereignissen der Fall, dass die Kanalisation die anfallenden Wassermassen nicht aufnehmen kann oder Wasser gar nicht erst in den Kanal gelangt - das Wasser schießt über Straßenabläufe und fließt oberflächlich ab. Hier legen wir ein besonderes Augenmerk darauf, wie dieses oberflächlich abfließende Wasser auf Freiflächen zwischengespeichert oder schadlos abgeleitet werden kann. So versucht die Stadt Rees z.B. im Zuge von Straßensanierungsmaßnahme diese Problematik zu beachten und Straßen entsprechend auszugestalten. Mit Hilfe der Starkregenkarten können Fließwege analysiert und Maßnahmen identifiziert werden, die dem Überflutungsschutz dienen.

Bei der Ausweisung neuer Baugebiete oder Bauvorhaben spielt der Überflutungsschutz ebenfalls eine wesentliche Rolle. Neben einer naturnahen Regenwasserbewirtschaftung werden Überlegungen zur schadlosen Zwischenspeicherung und Ableitung, sog. Notwasserwege, angestellt. Eine Grundlage hierfür sind ebenfalls die  Starkregenkarten.

Auch der Schutz öffentlicher Gebäude wird geprüft und verbessert. Mithilfe der bislang getätigten Erfahrungen, den Starkregenkarten und einer kritischen Betrachtung der öffentlichen Gebäude im Hinblick auf mögliche Wasserzutrittspunkte werden diese besser gegen Sturzfluten geschützt, um wichtige öffentliche Infrastruktur zu erhalten.

Überflutungsschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Nur wenn alle Betroffenen - wir als Stadt, Verbände der Wasserwirtschaft, Straßenbaulastträger, Sie als Bürger und andere Beteiligte - gemeinsam im Rahmen unserer Möglichkeiten tätig werden, kann eine Risikominimierung erfolgreich sein. Der gezielte Schutz des einzelnen Objektes / Wohnhauses stellt dabei einen sehr wichtigen Baustein dar. Auch Sie sind an dieser Stelle als Eigentümer gefordert, Ihr Hab und Gut zu schützen.

Eins muss jedoch klar sein: Wie sehr wir uns auch alle bemühen, einen 100%igen Schutz vor Überflutungen und Schäden wird es nicht geben.

Warum werden die Kanäle nicht einfach vergrößert?

Das Kanalnetz der Stadt Rees entspricht dem allgemein anerkannten Stand der Technik. Es wird nach den gängigen Vorschriften und Regelungen geplant und betrieben. Für seltene und extreme Starkregenereignisse kann und muss ein Kanalnetz nicht ausgelegt sein. Es ist wesentlich sinnvoller, Überflutungen von Frei- oder Verkehrsflächen in Kauf zu nehmen oder aber das Wasser – wenn möglich - schadlos abzuleiten. Gegen Überflutungsschäden kann man sich außerdem gut mit Objektschutzmaßnahmen schützen.

Ein Ausbau des Kanalnetzes wäre aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll und würde zu einer deutlichen Erhöhung der Abwassergebühren führen. Darüber hinaus ist es auch technisch nicht zielführend: einerseits ist die unterirdischen Infrastruktur (Gas, Wasser, div. Kabel…) sehr dicht und bietet wenig Platz, wesentlich wichtiger ist aber, dass während eines Starkregenereignisses so viel Niederschlag in kurzer Zeit auf die Oberfläche trifft, dass es auf dieser direkt abfließt und abhängig vom Gefälle erst gar nicht in die Abläufe gelangt, sondern darüber hinwegfließt. Gleiches gilt für die Einrichtungen der Dach- und Hausentwässerung. Größere Kanäle würden das Problem also gar nicht lösen.

Warum werden die Abläufe nicht häufiger gereinigt?

Die städtischen Abläufe (Gullys) werden turnusmäßig zweimal im Jahr gereinigt: im Frühjahr und im Herbst. Die in den Abläufen vorhandenen Schmutzfangkörbe sind vorgesehen, „Feststoffe“ (Blätter und anderer Unrat) zurückzuhalten. Die Leistungsfähigkeit sollte dabei im Normalfall nicht wesentlich eingeschränkt sein, da diese Anlagen dafür konzipiert sind.

Wir sind jedoch auf Ihre Hilfe angewiesen und bitten Sie, wenn Sie einen verstopften Ablauf sehen, uns diesen zu melden (bitte mit eindeutiger Adresse), damit wir ihn schnell und unproblematischen reinigen können. Diese Aufgabe nimmt der Bauhof der Stadt wahr.

Grundsätzlich besteht das Problem, dass bei entsprechenden Starkregenereignissen so große Wassermengen fallen, dass selbst freie Abläufe diese aufgrund ihres „Schluckvermögens“ nicht aufnehmen können. Erschwerend kommt hinzu, dass der Regen plötzlich viel „Dreck“ (Blätter, Blüten, Erde oder Hagel) mit sich führt, der die Abläufe vollsetzen kann.