Chronik der Stadt Rees
500 - 800 n. Chr.
Entstehung der fränkischen Siedlung Rees auf einer erhöhten Stelle, einer "Ward", unmittelbar am rechten Rheinufer. Der Name Rees dürfte auf "Rys" = Reis = Rees (= Weidengehölz mit Röhricht) zurückgehen.
657-739
Christianisierung des Niederrheins durch den 659 vom Papst zum Bischof von Utrecht geweihten irischen Mönch Willibrord.
um 700
Bau einer kleinen Holzkirche, deren Patron Dentlinus (Angehöriger des merowingischen Königshauses) ist.
um 1040
Irmgard von Aspel lässt über den Gräbern ihrer Eltern in Rees ein neues Gotteshaus bauen und gründet dort ein Kanonikerstift, das der Muttergottes geweiht ist. Das Stift bildete die Keimzelle der Entwicklung zur Stadt. Entscheidende Bedeutung für Rees hatte auch die Einführung eines Marktes, der durch das Anwachsen der Zahl der Kaufleute und Handwerker entstand. Hier trafen ländliche Versorgungsfunktionen und örtliches Gewerbe zusammen.
1049
Papst Leo IX. besucht seine Nichte Irmgard von Aspel auf deren Burg in Aspel.
um 1050
Irmgard von Aspel schenkt ihren Besitz (Rees und Aspel) dem Erzbischof von Köln.
1079
Mit dem Marktrecht war in Rees auch das Münzrecht verbunden, in Rees eingerichtet durch die Kölner Erzbischöfe, urkundlich bestätigt durch Erzbischof Sigewin (1079-89). Eine von 22 in Prag 1894 aufgefundenen Münzen aus Rees trägt die Jahreszahl 1089, alle Münzen befinden sich im Berliner Münzkabinett.
um 1081
Irmgard von Aspel findet ihre letzte Ruhestätte im Kölner Dom (Grabmal in der St.-Agnes-Kapelle).
1142
Der Kölner Erzbischof Arnold von Wied bestätigt als Stadtherr die gegenseitige Zollfreiheit der Orte Rees, Wesel, Xanten, Emmerich, Elten, Doetinchem und Schmithausen. Die im "Reeser Privileg" ausgehandelte gegenseitige Befreiung vom Marktzoll oder sonstigen Abgaben belegt, dass u. a. in Rees eine nicht geringe Zahl von Kaufleuten gelebt haben muss und zwischen den obigen Orten eine auf Marktverkehr basierende wirtschaftliche Verflechtung (weit vor der Entstehung der Hanse) bestand.
14.07.1228
Der Kölner Erzbischof Heinrich von Müllenark (auch Molenark) erhebt Rees zur Stadt, sie erhält die gleichen Privilegien und Rechte wie das kölnische Neuss und ist damit die älteste Stadt am unteren Niederrhein. Rees weist ca. 150 Gebäude auf und hat etwa 600 Bewohner.
1289/90
Baubeginn der Stadtmauer an der Rhein- und Südostseite der Stadt (Bärenwall, Rondell, Zollturm); um 1350 ist der Bau der Stadtmauer abgeschlossen.
ab 1338
Baubeginn von Dell- und Falltor; beide waren Doppeltore; hinzu kommen das Rinwicker-, Rhein- und Krantor.
1392
Rees und Aspel gelangen endgültig zur Grafschaft bzw. zum späteren Herzogtum Kleve.
1372
Erstmalige Erwähnung des Hospital- u. Gasthauses im Brauhofbereich.
um 1400
Entstehung von Pumpennachbarschaften
um 1420
Errichtung des Melatenhofes zur Aufnahme von Pestkranken
um 1450
Bau des gotischen Rathauses am Markt; möglicherweise unter Mitwirkung des Baumeisters Gisbert Schairt van Bommel.
1470
Bau des Mühlenturms: der der Stadtverteidigung dient, bei winterlichen Eisgängen des Rheins als Eisbrecher fungiert und Lohmühle (Herstellung von Gerbmitteln) ist.
1473
Reform der Stadtverfassung: Demokratisierung und weitgehende Selbstverwaltung.
1571
Erste Erwähnung einer evangelischen Gemeinde in Rees anlässlich der Synode in Emden.
ab 1580
Bau von neuen Befestigungsanlagen durch den Magistrat der Stadt. Erhalten sind der Ravelin am Westring, die Kasematten unter dem Museum und dem Rondell.
1598
Einnahme und Besetzung von Rees durch ein spanisches Söldnerheer während des 80-jährigen spanisch-niederländischen Krieges (1568-1648).
1614
Nach dem Tode des letzten Klever Herzogs Johann Wilhelm (1609) gehört Rees zu Brandenburg. Es schützt seinen neuerworbenen Besitz mit Hilfe der Niederländer.
1616-1625
Die Niederländer unter Prinz Moritz von Oranien errichten die große ausgedehnte Festung nach holländischem System mit Neu-Rees auf der linken Rheinseite (s. Stadtmodell). Die Niederländer bleiben in Rees von 1614-1672. Rees erlebt während dieser Zeit eine wirtschaftliche Blüte.
1623/24
Bau der reformierten (ev.) Kirche am Markt.
1664
Bau eines Hafens ca. 120x60 m mit Zufahrt östlich des Rondells.
1666
Rees bleibt endgültig bei Brandenburg (Vertrag zu Xanten).
10.06.1672
Eroberung der Stadt durch die Franzosen unter Marschall Turenne; Eroberungskrieg König Ludwigs XIV. und dessen Feldzug gegen die niederländische Republik.
1784
Großes Rhein-Hochwasser und Eisgang am Niederrhein mit katastrophalen Folgen für die Region.
um 1800
Rees hat ca. 3.000 Bewohner.
1816
Als Folge des Wiener Kongresses (1815) wird Rees Kreisstadt im neuen Kreis Rees, dessen Verwaltung bereits 1842 nach Wesel verlegt wird, der aber weiterhin, bis Ende 1974, „Kreis Rees zu Wesel“ heißt.
1820
Grundsteinlegung zum Bau der neuen katholischen Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt, sie wird im klassizistischen Stil erbaut und 1828 vollendet (Architekt Heermann).
Ab 1835
Abriss von Dell- und Falltor sowie der landseitigen Stadtmauer. Von den Toren standen nur das Kran- und das Rheintor bis 1945.
15.11.1838
Kaufmann August Kersten gründet eine Tabakfabrik - den ersten Industriebetrieb in Rees. Rees entwickelt sich zu einem der bedeutendsten Standorte der Tabak- und Pfeifenindustrie („Oldenkott“ und „Dobbelmann“) in Europa.
1909
Bau des Königlichen Amtsgerichtes. Vorher befanden sich dessen Diensträume im Rathaus.
11.11.1918
Ende des Ersten Weltkrieges: Rees verzeichnet 140 Gefallene und 16 Ziviltote.
03.01.1926
Höchster je registrierter Rheinwasserstand mit 10,97! (nach heutigem Pegel) Metern; die Straßen im Ostteil des Stadtkerns stehen unter Wasser.
1933-1945
Die Nationalsozialisten herrschen in Rees; Verfolgung und Deportation jüdischer Mitbürger.
16.02.1945
Zweiter Weltkrieg: „schwärzester Tag“ der Reeser Geschichte. Bei dem großen Luftangriff wird die Stadt fast gänzlich zerstört. Rees ist faktisch ausgelöscht. Dem Krieg fielen 465 Tote und 85 Vermisste aus Rees zum Opfer.
1950-1965
Wiederaufbau ist im Wesentlichen abgeschlossen, das neue Rathaus wurde 1956, die katholische Pfarrkirche 1971 fertiggestellt.
21.12.1967
Einweihung der Rheinbrücke Rees-Kalkar.
01.07.1969
Kommunale Neuordnung: Rees-Stadtkern, Bergswick, Reesereiland, Reeserward, Esserden, Speldrop, Grietherort, Grietherbusch und Bienen bilden die neue „Großgemeinde“ Rees mit 35 qkm Fläche und 8.100 Einwohnern.
01.01.1975
Kommunale Neugliederung: Rees wird neu gebildet; Rees besteht aus sieben Ortsteilen: Rees-Mitte, Bienen, Millingen, Empel, Haldern, Haffen und Mehr. Die Stadt umfaßt eine Fläche von 110 qkm und hat 17.300 Einwohner.
14.07.1978
750-Jahr-Feier Rees
1985-1992
Wohnumfeldverbesserung im historischen Stadtkern Rees.
25./26.01.1991
Übergabe des neuen Bürgerhauses Rees an die Bevölkerung; das Haus ist Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Rees.
21.02.1997
Eröffnung des neuen Städtischen Museums Koenraad Bosman mit den Schwerpunkten Kunst und Stadtgeschichte