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Eine Raststätte als Weltkulturerbe 


REES. „Wer will, in Zeiten wie diesen, überhaupt noch nach vorne schauen?“ fragten die Bullemänner und blickten zu Beginn ihres Kabarettprogramms „Plem“ auf das abgelaufene Jahr 2024 zurück: als in Münster der Bauernkrieg mit 2000 Traktoren und protestierenden Landwirten tobte, als die Ampelregierung scheiterte, das Kiffen legalisiert wurde und als man drauf und dran war, zum Amtsgericht zu gehen, um Wladimir Putin „wie die Omma“ entmündigen zu lassen.

Neben der großen Weltpolitik waren es aber vor allem die kleinen Anekdoten voller Lokalkolorit, die das Bühnentreiben der Kabarettisten Heinz Weißenberg und Augustin Uppmann bestimmten. Mit westfälisch drögem Zungenschlag, teils mit rammdösigen Grimassen und oft mit schmissigen Musiknummern, die von ihrer ukrainischen „Tasten-Fachkraft“ Svetlana Svoroba unterstützt wurden, widmeten sich die beiden ihrer urigen Dorfkneipe, der Freiwilligen Feuerwehr und den klassischen Familienfeiern.

Regelrecht zum Weltkulturerbe erhoben die Bullemänner die Brücken-Raststätte Dammer Berge: „Was der Gotthardtunnel für die Alpen ist, ist Dammer Berge für die Fläche.“ Architektonisch inspiriert von einer Bierbank, war das Restaurant, das die A1 überspannt, zugleich die Brutstätte für einige der bekanntesten Lieder der Beatles, von Simon & Garfunkel oder Janis Joplin – wenn man den Bullemännern Glauben schenken will: „All you need is Plem!“

Alles in allem war das zweistündige Programm wie ein westfälischer Eintopf: Von allem etwas. Deftig. Aber lecker. Die 220 Rheinländer, die ihren Weg ins Reeser Bürgerhaus gefunden hatten, dankten dafür mit langanhaltendem Applaus.