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Erinnerungen über Kamp Westerbork


Nach Kamp Westerbork wartete meist der Tod. Das Durchgangslager 50 Kilometer vor Groningen war eine Zwischenstation für über 100.000 Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma im Dritten Reich. „Menschen wurden in Viehwaggons gesteckt und in Orte gebracht, die Auschwitz oder Sobibór hießen – ohne die Möglichkeit auf Rückkehr“, sagte der Bürgermeister Sebastian Hense in seiner Ansprache zum Zeitzeugen-Vortrag im Reeser Bürgerhaus über Eva Weyl. Die 89-jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die schrecklichen Taten des nationalsozialistischen Terrorregimes zu berichten – bis heute. Aus terminlichen Gründen konnte Eva Weyl zwar nicht persönlich anwesend sein, aber die Zweitzeugin Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. (ISFBB) hielt die Erinnerung an diese Zeit im Vortrag aufrecht.

Die Diplom-Sozialwirtin erfasst in ihrem Projekt „Die letzten Zeuginnen und Zeugen“, zudem es auch ein Buch gibt, wissenschaftlich Berichte von Überlebenden des Dritten Reichs. Seit 2005 hat sie schon mehr als 600 Zeitzeugengespräche durchgeführt – so auch mit Eva Weyl, die sie während eines Vortrags kennenlernte. „Sie ist eine tolle Persönlichkeit und wir haben uns auf anhieb gut verstanden“, berichtet Birgit Mair.

Die Diplom-Sozialwirtin (Univ.)  und Zweitzeugin hielt einen bewegenden Vortrag über das Leben von Eva Weyl, die das Durchgangslager Kamp Westerbork überlebte, und bot den über 150 Zuhörerinnen und Zuhörern tiefgehende Einblicke in die Schrecken des Nationalsozialismus. 

Eva Weyl, die 1935 in Arnheim (Niederlande) geboren wurde, verbrachte bis zur Befreiung mit ihrer Familie über drei Jahre im KZ Westerbork. Deportationen nach Auschwitz konnten sie mehrmals nur knapp entgehen.

Über ein per Video aufgezeichnetes Interview kam Eva Weyl auch selbst zu Wort und unterstrich die Wichtigkeit dieser historischen Arbeit: „Ich bin dankbar für alles, damit die Erinnerung bleibt.“

Musikerinnen und Musiker der Haldern Strings begleiteten den Vortrag musikalisch. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Aspel entwarfen im Vorfeld eine Broschüre zum „Kamp Westerbork“, die am Abend auslag.

Der Vortrag fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „80 Jahre Freiheit“ statt, bei der die Stadt Rees mit vielen internationalen Partnern an das Ende des 2. Weltkriegs erinnert. So besteht auch die Möglichkeit, Eva Weyl Anfang April während einer Gedenkstättenfahrt nach Kamp Westerbork persönlich kennenzulernen.

Die Veranstaltungen zu “80 Jahre Freiheit” werden durch das Förderprogramm Interreg Deutschland-Nederland sowie seinen Programmpartnern ermöglicht und von der Europäischen Union (EU) kofinanziert. 

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