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Hanse aus dem Nähkästchen


Etwa 35 Besucher waren in der Stadtbücherei Rees anwesend, als Veit Veltzke dort sein neues Buch „Die Hanse – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ vorstellte.

Veit Veltzke, promovierter Historiker und ehemaliger Leiter des Preußen- bzw. Niederrheinmuseums in Wesel, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Geschichte des mittelalterlichen Städtebunds. In seiner Lesung in Rees ging er zunächst auf die wirtschaftliche Bedeutung der Kaufleute ein, die großen, aber nicht immer sichtbaren und auch nicht überlieferten Einfluss auf die Politik der Könige und Herrscher hatten. Als Beispiel nannte er den englischen König Richard Löwenherz, für dessen Freilassung aus Gefangenschaft vermutlich Kölner Kaufleute 1194 das geforderte Lösegeld aufbrachten. Im Gegenzug besuchte der König nach seiner Freilassung Köln und gewährte der Stadt weitreichende Privilegien, so dass Kölner Kaufleute in den nächsten Jahrzehnten den Handel zwischen Deutschland und England dominierten. Veltzke betonte, dass die Kaufleute im Mittelalter große Reichtümer erwerben konnten, dass der Handel aber eine anstrengende und auch gefährliche Tätigkeit war. „Die jungen Kaufleute wurden im wahrsten Sinne geknechtet und stiegen in der kaufmännischen Hierarchie nur Stück für Stück auf“, erklärte Veltzke.

Die mittelalterliche Hanse forderte von ihren Mitgliedern die Einhaltung der Prinzipien der ehrbaren Kaufleute. „Somit förderte der internationale Handel die Einhaltung gleicher ethnischer Normen“, stellte Veltzke fest.  Abschließend ging Veltzke auf die Bedeutung der Hanse für Rees und Kalkar ein. In seinem Buch wird die hansische Geschichte von Rees zwar nur kurz, aber erstmals in einem Buch erwähnt.

Wie einträglich der mittelalterliche Handel war, zeigen heute noch eindrücklich die Schnitzaltäre der St. Nikolai-Kirche in Kalkar, die dem Schutzpatron der Kaufleute geweiht ist. Die kostbaren Altäre waren von Kaufmannsgilden und Bruderschaften gestiftet worden, die durch den Tuchhandel wohlhabend geworden waren.

Was kann Rees heute aus der Geschichte der Hanse lernen? Die Antwort von Veit Veltzke: „Die moderne Hanse kann zur weiteren Auflösung von nationalen Feindbildern und zum internationalen Austausch beitragen.“

Die Hanse lebt heute noch als Städtebund fort, dem Rees im vergangenen Jahr beigetreten ist. Diese moderne Hanse dient keinen wirtschaftlichen Zwecken mehr, fördert aber den kulturellen und gesellschaftlichen Austausch.

Für seine Ausführungen in der Reeser Stadtbücherei wurde er vom Publikum mit langem Applaus bedacht.