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Ruhestand nach über 500 Trauungen


Die Konstellation der letzten Trauung im Berufsleben von Elke Huth war ähnlich wie ihre erste: „Andreas Mai und ich haben beide gemeinsam durchgeführt.“ Damals vor knapp 13 Jahren war es eine Kollegin und jetzt Ende Dezember waren es sogar zwei Arbeitskollegen aus der Stadtverwaltung, die sich das „Ja-Wort“ gaben. Das war auch der letzte Arbeitstag von Elke Huth. „Es ist ein gutes, aber auch komisches Gefühl“, verrät sie. Denn jetzt ist sie im Ruhestand – nach fast 40 Jahren Berufsleben. Dreizehn davon als Standesbeamtin mit 500 Trauungen auf dem Konto.

Da hat sie schon so einiges erlebt. Zum Beispiel von einem Pärchen aus zwei Zirkusfamilien. Die eine kam aus dem Norden und die andere aus dem Süden. „Rees lag für beide Familien in der Mitte und man einigte sich auf die Trauung in unserer Stadt. Alle waren im Wild-West-Stil verkleidet. Das war abenteuerlich, aber schön“, berichtet Elke Huth.

Auch für ihre eigene Tochter hielt sie die sehr emotionale Traurede. Zwar musste die Beurkundung aus rechtlichen Gründen jemand anderes übernehmen, aber vergessen werden beide diesen schönen Moment nie. „Es war der Wunsch meiner Tochter. Das war für mich persönlich natürlich auch sehr emotional. Es flossen viele Tränen“, blickt Elke Huth glücklich zurück.

Sie hat den Moment auch als bereichernd empfunden, als die gleichgeschlechtlichen Ehen seit Ende 2017 rechtlich möglich waren. Elke Huth dazu: „Das war eine schöne Entwicklung. Diese Möglichkeit hat mich persönlich für die Paare sehr gefreut.“   

Jede der über 500 Trauungen sei besonders gewesen und immer war sie aufgeregt. Dass sie Paare bei diesem entscheidenden Ereignis begleitete, war zu Beginn ihres Berufslebens noch nicht klar.

Elke Huth startete ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Mülheim. Dort lebte sie mit ihrem Mann. „Auch wegen der Kinder zog es uns in eine ländlichere Gegend. Rees gefiel uns und ich fand hier anfänglich eine Anstellung im Schulsekretariat der Realschule“, erzählt Elke Huth. Dann wechselte sie ins Rathaus in den Bürgerservice. Damit hatte sie den Fuß in der Tür – nicht nur in der Stadtverwaltung, sondern auch in Rees. „Wir haben hier einen guten Anschluss gefunden“, so Huth.

Nach zehn Jahren übernahm sie die Tätigkeit als Standesbeamtin und im Büro des Rates. Als Rats-Managerin war sie dafür zuständig, die Sitzungen vorzubereiten, Fristen im Blick zu behalten, die Schriftführer zu betreuen, selbst die Niederschriften zu verfassen und auch den technischen Wandel zu begleiten. „Anfänglich haben wir alle Unterlagen ausgedruckt. Das waren unzählige Stapel Papier“, erzählt Elke Huth. Inzwischen läuft alles digital über Sitzungsprogramme. Aber auch hier bleibt Arbeit übrig: Tablets einrichten, Zugänge anlegen oder Benutzerprofile verwalten.

Nun hat sie all diese Aufgaben weitergegeben. Was bleibt zurück? „Ein Gefühl der Zufriedenheit von einer erfüllenden Berufszeit mit großartigen Menschen“, antwortet Elke Huth. Doch es bleibe auch die Aussicht auf Zeit mit der Familie, die Freizeit und Reisen in ferne Länder.


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