Zwangsarbeiterlager Rees-Groin

Zwangsarbeiterlager Rees-Groin

1948 Reste des Zwangsarbeiterlagers
(F.: T. Peters, Stichting Dwangarbeiders Apeldoorn 1944-1945)


An dieser Stelle befand sich bis in die 1940er Jahre hinein die Ziegelei Boers. Im Winter 1944/45 wurde hier ein Zwangsarbeiterlager, das „Ausländerlager Groin, Bauabschnitt Röhrig, Einheit Heinze“ für insgesamt rund 5.500 Männer aus den Niederlanden, Frankreich, Italien, Polen und Russland eingerichtet.

Im Herbst 1944 wurden in den von NS-Deutschland besetzten niederländischen Städten, unter ihnen Apeldoorn, Arnheim, Delft, Den Haag, Harlem und Rotterdam, Zwangsrekrutierungen von Arbeitskräften durchgeführt. Männer zwischen 15 und 60 Jahren wurden, in manchen Fällen von der Straße weg, mitgenommen und zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt.

In der Ziegelei Boers waren bestimmt 3.000 Niederländer zusammengepfercht. Darüber hinaus waren in den „Sälen Heering und Ott“ in Bienen weitere 250 Niederländer untergebracht.

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren katastrophal. Oft nur mit der Kleidung ausgestattet, die sie am Leib trugen, mussten die Zwangsarbeiter Lauf- und Panzergräben ausheben. Das Schlimmste, so berichteten Überlebende später immer wieder, war der Hunger. Als warme Mahlzeit gab es einmal am Tag eine wässrige Kohlsuppe und streng zugeteiltes Brot. Geschlafen wurde im Trockenschuppen für Dachziegel, auf dessen Boden eine dünne Lage Stroh ausgeschüttet war. Die Arbeit begann um 7.30 Uhr und endete um 16.30 Uhr. Das Lager Rees-Groin entwickelte sich in diesen wenigen Monaten zu einem fürchterlichen Arbeitslager, in dem Misshandlungen, Epidemien und Hunger zum Tod von etwa 550 Menschen, davon allein etwa 350 Niederländer, führten.

Überlebende Opfer berichten, dass Reeser Bürger den Zwangsarbeitern heimlich Lebensmittel zukommen ließen, obwohl das unter Strafe stand. Vielen Lagerinsassen gelang die Flucht, wobei auch hier Reeser Bürger, insbesondere aus Millingen und Bienen, geholfen haben. Ein großer Teil dieser geflohenen Menschen bekam im nahegelegenen Megchelen/NL erste Hilfe.

Die verbliebenen Zwangsarbeiter wurden von den Alliierten beim Rheinübergang am 23./24. März 1945 befreit.

Der Arzt J. Beck aus Bloemendaal (Provinz Nordholland) schreibt in seinem Tagebuch:
24. Dez. 1944 … Wir mussten heute nach Bienen-Androp, ungefähr eine dicke Stunde zu laufen, auf spiegelglatten Feldwegen mit hier und da ungemein scharfen Fahrrillen. Nunmehr müssen wir Löcher graben. Es kommt kein Stück davon zurecht. Viele sehen die Möglichkeit ‚bitsen‘ zu gehen. Das neue Wort für betteln. … Die Bauern sind ziemlich freigiebig. Wir erhalten hier und da Brot. Anderswo Wurst und etwas zu trinken. Moffen (Schimpfwort für Deutsche) passen scharf auf und bestrafen jeden streng mit Stockschlägen.

Lageplan des Arbeitslagers  
(F.: Arend Disberg, Apeldoorn, Stichting Dwangarbeiders Apeldoorn 1944-1945)