Evangelische Kirchengemeinde Hueth - Millingen
Im Jahr 1624 wurde die Stadt von marodierenden spanischen Truppen gebrandschatzt, nur zwei Häuser blieben stehen. Aber die Menschen bauten nach diesem großen Unglück ihre kleine Stadt wieder auf.
Eine, wenn auch sehr kleine und arme, reformierte Gemeinde entstand im Jahr 1648. Da sich die lutherischen und die reformierten Christinnen und Christen überhaupt nicht verstanden, erfuhr die reformierte Gemeinde keinerlei Hilfe von der lutherischen Gemeinde.
Ein verheerender Stadtbrand brachte die Stadt am 11. August 1697 wiederum an den Rand des Abgrunds. Alles war weg, Häuser, Vieh, die ganze Ernte. Nur die lutherische Kirche und das Pfarrhaus hatten den Brand überstanden. Aber auch diesmal gaben die Isselburger nicht auf. Der Pfarrer wurde auf Betteltour durch Norddeutschland geschickt, und die Stadt wurde mit dem gesammelten Geld noch einmal neu aufgebaut.
Nun brach eine lange, ruhigere Zeit für die beiden reformatorischen Gemeinden in der Stadt an. Auch wenn die Menschen nicht reich waren, scheinen sie ihr Auskommen gehabt zu haben. Auch die reformierte Gemeinde hatte inzwischen ein eigenes Schul- und Pfarrhaus.
Der alte Kirchturm der lutherischen Kirche wurde baufällig. Im Jahr 1777 wurde an die alte Kirche ein neuer Turm gebaut, der bis heute steht.
Wirtschaftlichen Aufschwung erlebte die Stadt durch die Gründung der Minerva-Hütte im Jahr 1794. Viele Menschen zogen nun hierher, die bei der Hütte Arbeit und Brot fanden. In der Folgezeit entwickelte sich Isselburg zu einer kleinen Industriearbeiterstadt. In dieser Zeit entstand auch die katholische St. Bartholomäus Gemeinde wieder neu. 1885 wurde die große neue katholische Kirche geweiht.
Im Jahr 1817 ordnete der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. die Kirchenunion zwischen Reformierten und Lutheranern an. Es dauerte bis 1828, bis in Isselburg der Weg für diese Union frei wurde. Das alte lutherische Pfarrhaus wurde an die Familie Terlinden verkauft. So gab es nun nur noch ein Pfarrhaus und eine Kirche in der neu entstandenen Evangelischen Kirchengemeinde Isselburg.
Auch die Kirche musste ersetzt werden. Sie war baufällig geworden und wurde abgerissen. An ihrer Stelle wurde 1830 eine neue Kirche gebaut, die 1909 noch einmal deutlich erweitert wurde.
So hatte die Gemeinde dann auch durch die Zeit des Nationalsozialismus und die beiden großen Weltkriege des letzten Jahrhunderts – nicht unangefochten – bis heute Bestand.
Im Jahr 1712 wurde auf Schloss Hueth die evangelisch-reformierte Gemeinde Hueth gegründet. Der Reichsgraf von Wylich und Lottum, damals Besitzer von Schloss Hueth, wollte den wenigen reformierten Christinnen und Christen, die zwischen Emmerich und Haldern lebten, einen Gottesdienstort und eine Gemeinde geben. Die Gemeinde Hueth war eine Patronatsgemeinde: Der Reichsgraf hatte gegenüber der Gemeinde alle Rechte und Pflichten. Der Gottesdienstraum lag im Bereich des Gutshofes von Schloss Hueth, dort erhielt die Gemeinde auch einen kleinen Gemeinderaum und einen Wohnraum für den Prediger. Der Reichsgraf stattete die Gemeinde auch finanziell gut aus und stellte im gleichen Jahr noch einen Pfarrer ein.
Leider blieben die Verhältnisse aber nicht lange so günstig: Schloss Hueth wechselte den Besitzer, und die neuen Herren ließen in den folgenden Jahrzehnten die kirchlichen Räume mehr und mehr verfallen. So kam es immer wieder zu Vakanzen, weil die Prediger die Wohn- und Lebenssituation für unzumutbar hielten. Auch blieb die Gemeinde sehr klein und war, wenn die Herren von Hueth keine Mittel zur Verfügung stellten, auch sehr arm. Aus der Reihe der Prediger ist allein Peter Ballmann zu erwähnen, der von 1744 bis 1796 in der Gemeinde tätig war.
Immer wieder kam es in der Folge aber zu Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und dem Patron, was schließlich dazu führte, dass der Herr von Borcke am 09.11.1847 in einem Vergleich auf alle seine Rechte verzichtete. So war die Gemeinde nun frei und unabhängig von ihrem Patron. Zugleich wechselte sie das Bekenntnis, trat der altpreußischen Union bei und nannte sich nun Evangelische Kirchengemeinde Hueth-Millingen.
Mit Hilfe des Gustav-Adolf-Werkes erwarb die Gemeinde am 31.12.1848 das „de Wittsche Haus“, sie hatte nun eigene Gebäude und begann Anfang 1849 mit dem Bau eines Pfarrhauses und einer eigenen, kleinen Kirche, genau auf dem Grundstück, auf dem Kirche und das Gemeindehaus auch heute noch stehen. Am 2. Advent desselben Jahres wurde die Kirche schon in Dienst genommen, ein lang gehegter Traum der Gemeinde wurde damit wahr.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Oberhausen nach Arnheim im Jahr 1856 nahm die Gemeinde großen Aufschwung, da viele der nun zuziehenden Eisenbahner evangelisch waren. Im Jahr 1859 gab es 120 Gemeindeglieder.
Nachdem es immer wieder Schwierigkeiten bei der Besetzung der Pfarrstelle gab, wurde die Gemeinde im Jahr 1911 mit der Evangelischen Kirchengemeinde Rees pfarramtlich verbunden. Die jeweiligen Pfarrer von Rees waren nun auch Pfarrer von Millingen.
So erlebte die Gemeinde die Jahre des ersten und des zweiten Weltkrieges. In den letzten Wochen des zweiten Weltkrieges wurde die Kirche schwer beschädigt, und es stellte sich bald heraus, dass sie nicht mehr zu reparieren war. Im Jahr 1958 wurden die Reste der alten Gebäude abgetragen und dann wurden bis 1960 die Kirche und das Gemeindehaus neu aufgebaut. So konnte die neue Kirche schon im Jahr 1960 in Dienst genommen werden. Im Jahr 1962 feierte die Gemeinde ihr 250jähriges Bestehen.
Heute hat die Gemeinde 750 Gemeindeglieder und ist seit 2001 pfarramtlich verbunden mit der Evangelischen Kirchengemeinde Isselburg.