Rees: katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt
Im Bereich der heutigen Kirche gab es verschiedene Vorgängerbauten. Ein erster Kirchbau aus Holz lässt sich bis in die fränkische Zeit um 700 n. Ch. zurückverfolgen. Um 1012 begann man mit dem Bau einer steinernen Kirche, die von der hl. Irmgard von Aspel gestiftet und 1040 fertig gestellt wurde.
Nach einem Brand um 1245 wurde die Kirche 1250 mit gotischen Elementen wiederhergestellt. 1458 entschloss man sich zum Bau eines Hochchores, der das fünfschiffige Gotteshaus stark überragte; die Turmfassade blieb unvollendet. Diese Kirche Mariä Himmelfahrt war zugleich Pfarr- und Stiftskirche.
Nach dem Einsturz der baufällig gewordenen Stiftskirche im Jahr 1817 wurde in den Jahren 1820 bis 1828 die heutige klassizistische Pfarrkirche nach Plänen des klevischen Bauinspektors Carl Gottlieb Herrmann errichtet, die von dem Leiter der Oberbaudeputation in Berlin, dem Baumeister Carl Friedrich Schinkel, genehmigt wurden. Die ehemalige Ost-West-Lage der Kirche wurde mit dem neuen Kirchbau verändert; die Kirche erhielt für einen verbreiterten Straßenausbau nun eine Süd-Nord-Ausrichtung.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde die Kirche im historischen Stil kostbarer ausgestaltet, dabei veränderte man auch die Doppelturmfassade. Die flachen Zeltdächer der Türme wurden abgetragen und sogenannte rhombische Hauben aufgesetzt – in Anlehnung an romanische („katholische“) Formen.
Bei den verheerenden Bombenangriffen des zweiten Weltkrieges am 14. und 16. Februar 1945 wurde der Kirchbau bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Ein systematischer Wiederaufbau im klassizistischen Stil erfolgte von 1956 bis 1970.
Die vor dem Krieg in Holz ausgeführten korinthische Kapitellen sowie das Tonnengewölbe wurden in Stuckgips erneuert. Das Bronzeportal wurde 1970 eingebaut. Hier lässt der strenge Klassizismus eine bildliche Darstellung zu. Deshalb haben die 28 Felder das Kommen Jesu in die Welt, seinen Weg der Verkündigung bis hin zum Leiden und Sterben, sowie schließlich seinen Ostersieg zum Thema.
Der Kirchenraum wird durch die festlichen korinthischen Säulenkapitelle bestimmt. Rechts vom Chorraum befindet sich eine Darstellung der Gottesmutter mit dem Kinde aus dem 14. Jh. Sie ist das älteste und bedeutendste der niederrheinischen Madonnenbilder dieser Art. In der linken Seitenkapelle ist die einzige vollständig erhaltene Georgsgruppe am Niederrhein zu sehen. Eine Darstellung der trauernden Maria Magdalena unter dem Kreuz aus der ersten Hälfte des 16. Jh. befindet sich an der Rückwand des linken Seitenschiffes. Das in der rechten Seitenkapelle aufbewahrte Kreuz stammt aus der früheren Krankenhauskapelle und gelangte 1985 in die Pfarrkirche.
In der Sakristei werden einige wenige Kunstgegenstände verwahrt, die etwas von der einstmals kostbaren Ausstattung der von der hl. Irmgard von Aspel im Jahre 1040 gestifteten Kapitelskirche ahnen lassen.
Die Orgel mit drei Manualwerken und einem Pedalwerk wurde in den Jahren 1974/75 in Kevelaer angefertigt; sie enthält knapp 3000 Pfeifen und 37 Register.
Der Taufstein mit Kupferdeckel in der Turmkapelle ist eine Stiftung der Grafen von Spee aus dem Jahre 1953. Die Kirche ist Taufkirche des seligen Karl Leisner (1915 – 1945).